Namensliste

Abiturienten 2018

Adloff, Rouven ( Kalefeld-Sebexen )
Ahlborn, Franziska ( Freden/Leine-Winzenburg )
Artschwager, David ( Bad Gandersheim-Seboldshausen )
Becker, Marcel ( Kalefeld-Oldershausen )
Berlitz, Lena Marie ( Kalefeld-Oldershausen )
Brinkmann, Max ( Einbeck-Opperhausen )
Brodtmann, Lena ( Bad Gandersheim )
Brunke, Tanja Sophie ( Kalefeld-Düderode )
Brzink, Benjamin ( Bad Gandersheim-Dankelsheim )
Busch, Dominik ( Bad Gandersheim )
Dörries, Kristin ( Einbeck-Kreiensen )
Dröge, Justus ( Bad Gandersheim )
Ebeling, Ann-Kathrin ( Lamspringe )
Ehrlich, Julia ( Bad Gandersheim )
Feddersen, Anna ( Einbeck-Kreiensen )
Flohr, Alexander ( Kalefeld )
Förster, Florian ( Einbeck-Greene )
Fröhlich, Anna ( Bad Gandersheim-Dankelsheim )
Geier, Helen Marie ( Einbeck-Opperhausen )
Goslar, Johanna ( Bad Gandersheim-Ackenhausen )
Gottschalk, Leon ( Bad Gandersheim-Dankelsheim )
Hecht, Amy ( Freden/Leine-Winzenburg )
Heinritz, Meike ( Lamspringe )
Heinz, Diana ( Kalefeld )
Heyder, Angelina ( Lamspringe )
Hobusch, Luca Johanna ( Bad Gandersheim )
Huning, Michelle Daniela ( Bad Gandersheim )
Huwald, Celina ( Einbeck-Opperhausen )
Jörns, Arik Luca ( Lamspringe )
Karsten, Jennifer ( Seesen )
Kleiner, Alisa Carolin ( Einbeck-Greene )
Kühne, Anna-Lena ( Einbeck-Erzhausen )
Lohrberg, Theresa ( Kalefeld-Westerhof )
Ludwig, Mathis ( Einbeck-Kreiensen )
Luginbühl, Yannick ( Kalefeld-Oldenrode )
Macke, Lisa ( Bad Gandersheim )
Mann, Kilian ( Bad Gandersheim-Harriehausen )
Manzeck, Coleta Maria ( Bad Gandersheim-Hachenhausen )
Marxhausen, Caroline Anna ( Kalefeld-Sebexen )
Mävers, Celina ( Lamspringe )
Meister, Henrike ( Bad Gandersheim )
Müller, Gian-Luca ( Lamspringe )
Nagel, Hannes ( Lamspringe )
Nolte, Jannik ( Kalefeld-Echte )
Oberbeck, Luis ( Lamspringe-Neuhof )
Onwuchekwa, Lukas ( Einbeck-Kreiensen )
Probst, Lennart ( Bad Gandersheim )
Reich, Domenic ( Bad Gandersheim )
Rode, Malte ( Einbeck-Bentierode )
Rosenwinkel, Melina Marie ( Bad Gandersheim-Seboldshausen )
Roßtock, Jennifer ( Bad Gandersheim )
Sammler, Frederik ( Kalefeld )
Schelm, Lena ( Einbeck-Greene )
Schelm, Sophie ( Einbeck-Greene )
Schulze, Kay Sebastian ( Bad Gandersheim )
Schwieger, Markus ( Bad Gandersheim )
Sediqi, Saltanat ( Bad Gandersheim )
Seehagen, Maxim ( Einbeck-Kreiensen )
Sildatke, Denise ( Bad Gandersheim-Gremsheim )
Stefke, Lennard ( Bad Gandersheim )
Steinhoff, Julian ( Bad Gandersheim )
Stenz, Tillman ( Bad Gandersheim-Heckenbeck )
Stolte, Anneke ( Bad Gandersheim )
Struensee, Maybritt Danara Bronwyn ( Kalefeld )
Taflo, Jakob ( Einbeck )
Teschner, Nico ( Einbeck-Opperhausen )
Theil, Lisa ( Einbeck-Opperhausen )
Thormann, Friederike ( Freden/Leine-Ohlenrode )
Trapp, Ariane ( Einbeck-Greene )
Wallmüller, Maren ( Seesen )
Walter, Paul Luka ( Bad Gandersheim )
Weichenhain, Falk ( Lamspringe-Neuhof )
Witte, Leoni ( Kalefeld-Düderode )
Wuttke, Madita ( Seesen )
Zwickert, Adrian ( Kalefeld-Wiershausen )

Insgesamt sind es 75 Abiturientinnen und Abiturienten.

Davon 41 Damen und 34 Herren.

Abi Jahrgang 2018 1142 762

 Die Abiturientinnen und Abiturienten von 2018 (Foto GK).

Begrüßung Direktor Baade

Begrüßung Abientlassung 2018


Liebe Abiturientinnen und Abiturienten,

zu Ihrer Entlassungsfeier begrüße ich Sie und Ihre Angehörigen und gratuliere Ihnen herzlich zum bestandenen Abitur.

Begrüßen möchte ich auch unsere Gäste, insbesondere

die Bürgermeisterin der Stadt Bad Gandersheim Frau Schwarz mit ihrer Stellvertreterin Frau Albig,
Einbecks stellvertretenden Bürgermeister Herrn Seidel,
Kalefelds Bürgermeister Herrn Meyer;
Herr Humbert, Lamspringes Bürgermeiser, kann nicht hier sein, da zeitgleich mit der unseren die Abiturentlassungsfeier seines Sohnes stattfindet;
ich begrüße weiter die Pröbstin Frau Knotte,
den Vorsitzenden unseres Schulelternrates Herrn Dr. Ruhnau,
den Vorsitzenden unseres Fördervereins, der Vereinigung der Eltern, Ehemaligen und Freunde des Roswitha-Gymnasiums, Herrn Grunday,
für die Schulleiter der Nachbarschulen Frau Brethauer,
die Vertreter der Presse,
unsere Schülervertreter,
unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
sowie alle Lehrerinnen und Lehrer.

Mein besonderer Gruß gilt Frau Dr. Wagner, Lerche-Preisträgerin des Jahres 1983. Frau Dr. Wagner ist eigens aus Berlin angereist, um heute den Lerche-Preis 2018 zu übergeben. Vielen Dank dafür!

Zunächst einige Zahlen zur Statistik.
75 Abiturienten, 41 junge Damen und 34 junge Herren. Beachtliche Zahlen für ein vergleichsweise kleines Gymnasium!
Die Durchschnittsnote im Land Niedersachsen betrug 2016 2,58 und 2017 2,57. Seit Jahren bewegt sie sich um 2,6 herum. Damit liegt Niedersachsen am Schluss der Bundesländer. Zum Vergleich: Thüringen liegt mit ungefähr 2,2 an der Spitze. Ich überlasse es Ihnen, zu beurteilen, ob das für Niedersachsen ein gutes oder schlechtes Zeichen ist. Auf jeden Fall liegt Ihr Durchschnitt mit 2,50 knapp über dem niedersächsischen Durchschnitt. 19 mal haben Sie eine Eins vor dem Komma erreicht. Das ist nicht gerade schlecht.
Wieviel Prozent sind das ungefähr?
Nun, es sind ca. 25 %. Denn 19 sind rund 20, 75 sind rund 80 und 20 von 80 sind ein Viertel, also 25 %.
Sind die 25 % etwas zu groß oder zu klein?
Natürlich zu klein! Etwas mehr als 25 % haben eine Eins vor dem Komma. Die Erklärung überlegen Sie sich am besten selbst, und zwar ohne TI.

Nun aber genug der Prüfungsfragen! Wenden wir uns der Zukunft zu, Ihrer Zukunft, liebe Abiturientinnen und Abiturienten. Sie werden künftig recht unterschiedliche Wege gehen: Studium, Ausbildung, freiwilliges Soziales Jahr, work and travel, au pair im Ausland oder was Sie sich sonst vorgenommen haben. Eines jedoch gilt für Sie alle gleichermaßen: Die nächsten Jahre werden der Berufsfindung und -ausbildung dienen. Eine ganz wichtige Phase, denn auch wenn heute Weiterbildung und oft sogar Umschulung unerlässlich sind, kommt der Berufswahl und der Ausbildung entscheidende Bedeutung für den künftigen Werdegang zu. Ich hoffe, die Schule konnte Ihnen nicht nur für diese wichtige Phase, sondern auch für die Zeit danach viel Nützliches mitgeben. Das heißt, eigentlich bin ich davon überzeugt. Das Abitur hat immer noch einen hohen Wert. Es beinhaltet eine breit aufgestellte Allgemeinbildung, zahlreiche fachliche Inhalte und eine Menge Kompetenzen.

Ein Hinweis darauf, dass Sie acht Jahre Gymnasium nicht umsonst hinter sich gebracht haben, ist neben dem insgesamt guten Abiturergebnis Ihre Abizeitung. Ich finde, sie ist gelungen – nach meinem Geschmack mit einer Ausnahme: Bei bestimmten Zeichnungen hätte man durchaus den Rotstift ansetzen können.
Nach meiner Erinnerung gibt es keinen Jahrgang, der die Abizeitung so frühzeitig fertiggestellt hat, nämlich schon vor der Bekanntgabe der schriftlichen Noten. Hut ab vor dieser ungewöhnlichen Leistung. Ganz nebenbei freue ich mich über die Seite, die Sie dem zeitlichen Zusammentreffen Ihres Abschieds vom Roswitha-Gymnasium mit dem meinen gewidmet haben.

Gut gerüstet sind Sie für Ihren Weg nach der Schule. Das mag zwar für Erfolg in Ausbildung und Beruf genügen, aber genügt es auch für ein erfülltes, zufriedenstellendes Leben?
Einen bedeutenden zeitlichen Anteil wird in den nächsten 50 Jahren die Arbeit einnehmen. Ja, angesichts der demographischen Entwicklung ist die Zahl 50 wohl nicht zu hoch gegriffen.
Manch einer/manch eine hat vielleicht gefühlt in seiner/ihrer Schulzeit nur am Wochenende gelebt und die Schule, dass heißt die Arbeit, überwiegend als lästiges Übel empfunden. Viele Berufstätige lieben ihren Job ganz und gar nicht, sondern üben ihn freudlos nur aus, um ihren Lebensunterhalt und ihre Freizeitgestaltung finanzieren zu können. Als Gegenentwurf ein Zitat von August Wilhelm Schlegel und seinem Bruder Karl Wilhelm Friedrich Schlegel! Auf welchen der beiden es ursprünglich zurückzuführen ist, konnte ich nicht ermitteln. Jedenfalls lebten beide um 1800 herum und waren u.a. Altphilologen, Literaturkritiker und Vertreter der Frühromantik.

„Tätigkeit ist der wahre Genuß des Lebens, ja das Leben selbst.“

Aus meiner Sicht erfasst das sowohl den Freizeitbereich als auch die Arbeit. In der Freizeit kommt es darauf an, sie mit sinnvollen Tätigkeiten zu füllen. Was darunter zu verstehen ist, mag jeder für sich selbst entscheiden.

„Tätigkeit ist der wahre Genuß des Lebens, ja das Leben selbst.“

Ich möchte hier den Bereich der beruflichen Tätigkeit in den Mittelpunkt stellen. Ihnen, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, wünsche ich eine glückliche Hand bei der Ausbildungs- und Berufswahl. Möge es Ihnen gelingen, eine Richtung einzuschlagen, die Ihnen überwiegend Tätigkeiten abverlangt, die Sie genießen können.
Neben der richtigen Berufswahl ist die persönliche Einstellung entscheidend für die Fähigkeit, berufliche Tätigkeit genießen zu können. Entwickeln Sie während der Ausbildung und im Berufsleben zu Ihrer Arbeit eine positive Einstellung! Ganz besonders wichtig ist das in Phasen, die nicht a priori Spaß machen, sondern mühsam und beschwerlich sind. Mit grundsätzlich positiver Einstellung haben Sie gute Chancen, Tätigkeit als den wahren Genuß des Lebens, ja als das Leben selbst zu empfinden.
Der Weg zu einem erfüllten, zufriedenstellenden Leben wäre damit geebnet. Vollständig beschritten ist dieser Weg jedoch erst, wenn Privatleben und Freizeit entsprechend gelingen. Auch darauf erstrecken sich meine guten Wünsche für Sie, liebe Abiturientinnen und Abiturienten.

Viel Glück und Gottes Segen für Ihre persönliche Zukunft,

Ihr – nunmehr ehemaliger – „Baademeister“

Rede der Abiturienten (Lea Bey und Maxim Seehagen)

Abirede 2018

von Lea Bey und Maxim Seehagen

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten,
Liebe Lehrerinnen und Lehrer,
Liebe Eltern, Liebe Großeltern, Liebe Freunde.

Auf diese Rede haben Lea und ich uns mit großem Aufwand vorbereitet.
Wir sitzen mittlerweile seit zwei Monaten an den richtigen Formulierungen und haben viel Arbeit hier rein investiert.
Soweit die Theorie.
Im Endeffekt haben wir dann vorgestern angefangen.
Da wird sich der ein oder andere im Publikum jetzt denken:
„Was? Vorgestern? Pah! Streber!“

Wäre ich jetzt im Unterricht hätte ich mich mittlerweile gemeldet, damit man den Finger oben sieht, doch im Endeffekt war schon alles gesagt worden, aber hey, ich hatte meinen Finger oben und ich wollte mich tatsächlich beteiligen.
Ja solche Tricks nimmt man aus 12 Jahren Unterricht mit, wie melde ich mich am cleversten, wenn ich die Antwort eigentlich gar nicht weiß?!
Aber heute ist es ein anderer Grund, weshalb ich mich gemeldet habe,
Wir sind das Rednerpaar des Abijahrgangs 2018.
Nun sitzen wir hier alle schick gekleidet, da wir die Aufgaben der Abiturklausuren richtig beantwortet haben und somit den höchsten Schulabschluss der Bundesrepublik Deutschland in der Tasche haben.
In den letzten Jahren, in denen ich euch kennenlernen durfte gab es nicht immer nur positive Zeiten, oft kamen Zweifel auf, viel zu ofthat man gar nicht mehr an sich selbst geglaubt.
Aber ihr könnt stolz auf euch sein, keiner von euch hat die 90 Minuten Unterricht einfach so verlassen ohne einen kleinen Hauch Hoffnung mitzunehmen.
Ab dem heutigen Tag sind wir keine Mitschüler mehr,
aber bevor gleich die Zeugnisse verteilt werden möchte ich euch eine Sache mit auf den weg geben;
Ihr könnt verdammt stolz auf euch sein!
Und das geht auch an die Eltern, ja an sie, sie können stolz auf Ihre Kinder sein!
Ihre Kinder haben ihre schönsten Jahre nun abgeschlossen, bald geht das Jammern erst richtig los, auf der Arbeit fallen nicht mal einfach so die ersten beiden Stunden am Montagmorgen aus.
Auch wenn wir oft gemeckert haben, ich werde alles vermissen, Diskussionen im Unterricht, Kekse essen in der Weihnachtszeit, dass produktive aufwärmen im Sportunterricht.
Dank der Schule konnten Maxim und ich überhaupt erst diese Rede formulieren, vorher hätte ich nicht gewusst,was Rhetorik ist und wie das überhaupt geschrieben wird.
Ja vielleicht habe ich sogar gut aufgepasst und habe dieses Thema verstanden.
Beziehungsweise hoffe ich, dass es nicht zu langweilig wird.
Zur Not wecken wir euch mit englischen Liedern, die wir dank der Schule sogar auch ein bisschen verstehen.
Wenn das Vokabel lernen mal so spannend gewesen wäre, wie mitsingen.
„Aber so ist Leben“ höre ich Frau Holtmanns Stimme in mein Ohr flüstern.
Ja, Leben ist hart.
Und diese Rede fühlt sich ein bisschen so an wie ein Referat im Seminarfach, bei dem man irgendwie auf seine Zeit kommen muss, nicht wahr Leon?
Ja das gute Seminarfach, welches uns in meiner Erinnerung wenigstens ein bisschen auf die Zukunft vorbereitet hat.
Obwohl ich aus Mathe auch etwas mitgenommen habe, geht es zu leicht ist es falsch.

Es ist schon ein komisches Gefühl zu wissen, dass unsere 12 (plus x) jährige Schullaufbahn jetzt vorbei ist.
Dass wir nie wieder Sätze hören wie
„ICH beende den Unterricht!“
oder
„Das hättet ihr eigentlich schon in der 7. gemacht haben müssen…“
oder
„Bleibt ihr bitte kurz nochmal alle drin, es gibt noch ne Hausaufgabe!“
oder natürlich
„Leeeoon! Kaugummi raus!“
Nie wieder mit den Freunden auf dem Schulhof stehen oder im Oberstufenraum sitzen, nie wieder vor einer Klausur Traubenzucker in der Cafeteria kaufen, nie wieder gemeinsam auf Ausflügen lustige Dinge erleben, auf die ich hier aus rechtlichen Gründen nicht näher eingehen möchte.
Auch wenn es nicht immer einfach war, auch wenn man manchmal nicht wusste, wie zum Teufel man das mit den Klausuren und Hausaufgaben alles schaffen soll oder sich sicher war, dass man SOWAS garantiert niemals im Leben brauchen würde:
endoplasmatisches Retikulum,
Polynomdivision,
Resonanzabsorption,
Schiefe der Ekliptik,
Jambus und Trochäus.
Ich denke, wir werden uns trotzdem später mit Freude an diese Zeit zurückerinnern, sie uns vielleicht sogar zurückwünschen.
Und ich kann mir vorstellen, dass es auch für die Lehrerinnen und Lehrer nicht immer ein Zuckerschlecken mit uns war.
Bestimmt gab es da mal Momente, in denen Sie beim Blick auf den Stundenplan dachten: „Oh Gott, bitte nicht schon wieder!“
Wenn zum Beispiel Domenic Frau Holtmann jede Stunde aufs Neue eine kreative Ausrede für die nicht gemachten Hausaufgaben präsentierte.
Oder Herr Tölpe Justus alle fünf Minuten darum bitten musste, das Handy aus der Hand zu legen, was dieser mit einem verständnisvollen „HÄ?!“ quittierte.
Sie haben sich bestimmt teilweise eine Auszeit gewünscht.
Einige haben sich diese Auszeit genommen, indem sie Kinder gezeugt haben.
Fand ich auch ne interessante Methode.

Wir stehen vor der großen Frage:
Raus aus dem Rotstiftmilieu - und was jetzt?
Was fange ich mit meinem Leben an?
Während einige bereits ihren Masterplan haben, wissen andere noch nicht, was die Zukunft für sie bringt.
Studium, Ausbildung, Auslandsjahr…
Die Möglichkeiten sind unendlich.
Auf all diese Lebenswege wurden wir in der Schule auf irgendeine Art vorbereitet.
Unsere Schulzeit hat uns geprägt, geformt und uns Perspektiven aufgezeigt, die wir vorher vielleicht nie für möglich gehalten haben oder die wir gar nicht kannten.
Sie hat uns aber auch geholfen, herauszufinden, was wir später NICHT machen werden.
Beispielsweise habe ich dank Herrn Jendras gelernt,dass mir eine Karriere als Teilchenphysiker wahrscheinlich verwehrt bleiben wird.

Jetzt ist es an der Zeit, einigen Leuten für ihre tolle Arbeit zu danken.
Vielen Dank an unsere Lehrerinnen und Lehrer für ihre (meist) unerschöpfliche Geduld.
Vielen Dank an unsere Tutorinnen und Tutoren Frau Brix, Frau Brune, Frau Dierstein, Herrn Winzinger und Herrn Weber, dass wir uns immer an sie wenden konnten und dass Sie immer ein offenes Ohr für uns hatten.
Danke an unseren Oberstufenkoordinator Herrn Müller, unseren Hausmeister Herrn Wille, an Frau Kulp und Frau Laupichler aus dem Sekretariat und natürlich unseren Direktor Herrn Baade.
Zu guter Letzt danke an Google, YouTube, Wikipedia und vor allem The Simple Club.
Ohne Euch hätten wir das nie geschafft!
Sie glauben gar nicht, wie viel Neues man am Morgen einer Abitur-Klausur noch dazu lernen kann!
Ich selber habe zwei Stunden vor meinem Mathe-Abi das erste Mal vom Satz des Pythagoras gehört.

Ich möchte diese Rede beenden, wir es bei all unseren Vorträgen in der Schule gelernt haben.
Gibt‘s Feedback? Irgendwelche Fragen?
Ne? Keiner? Schade.
Danke für‘s Zuhören.
Wir werden euch vermissen!

Rede der Lehrerschaft (Studiendirektor Christian Stötzer)

Rede zur Entlassung des Abiturjahrgangs 2018


Meine sehr verehrten Damen und Herren

Es ist mir eine Ehre und eine große Freude, zu Ihnen, junge Frauen und junge Männer des diesjährigen Abiturjahrgangs, sprechen zu dürfen, denn durch den Unterricht in den Klassen 9 und 10, die Fahrt des gesamten Jahrgangs 10 nach England und insbesondere meinen zahlen- und leistungsmäßig starken Deutsch-Leistungskurs bin ich so vielen von Ihnen im schulischen Kontext begegnet, wie keinem Jahrgang zuvor, und ich habe Sie als einen sehr angenehmen Jahrgang schätzen gelernt.
Ich gratuliere Ihnen von ganzem Herzen zu Ihrer bestandenen Abiturprüfung und freue mich mit Ihnen und Ihren Familien.

* * *

Im Jahr 1973 veröffentlicht eine britische Rockband ein, wie sich im Laufe der Jahrzehnte herausstellen soll, epochales Album, das für sein Genre musikalische und vor allem klangliche Maßstäbe setzte. Da aber auch die Texte dieses Albums eine nähere Betrachtung wert sind, erlaube ich mir, aus einem seiner Songs in meiner Übersetzung zu zitieren:

„Die Momente, aus denen dein dumpfer Tag besteht, ticken dahin
Großzügig wirfst du mit den Stunden um dich und vergeudest sie
Ziellos latschst du auf einem Fleckchen Erde deines Heimatortes herum
Und wartest auf jemanden oder etwas, das dir den Weg zeigt

Des Liegens in der Sonne überdrüssig bleibst du daheim, um dem Regen zu lauschen
Du bist jung, das Leben ist lang, und heute gilt es, Zeit totzuschlagen
Und dann eines Tages bemerkst du, dass zehn Jahre hinter dir liegen
Niemand hat dir gesagt, wann du loslaufen solltest, du hast den Startschuss verpasst“1

Ein Song über eine in Zeiten der Neuorientierung im jungen Alter durchaus typische Unentschlossenheit, die sich verselbstständigt, zur Lethargie wird, bis man merkt, dass man Gelegenheiten nicht rechtzeitig ergriffen, zu lange gezögert, das Startsignal nicht vernommen hat, um in diesem Bewusstsein dann erschrocken loszulaufen, im hilflosen Versuch, Verpasstes einzuholen:

‘And you run and you run to catch up with the sun, but it’s sinking
Racing around to come up behind you again’

Die Erwartung liegt nahe, dass ich Ihnen nun auf der Basis dieses Zitates mahnende Worte über die Nutzung der Zeit im Interesse Ihres Vorwärtskommens mitgeben werde. Doch Sie wissen alle, dass Sie sich Ziele setzen müssen, haben sich vielleicht bereits sehr respektable gesetzt, werden diese hoffentlich mit Freude verfolgen und dabei, auch das hoffe ich, nicht immer angepasst und stromlinienförmig vorgehen. Das schließt notwendigen, ehrenamtlichen und ehrenwerten Dienst an unserer Zivilgesellschaft ausdrücklich ein! Dieser kann Ihnen im Übrigen, Stichwort FSJ, auch oftmals notwendige Bedenkzeit und Perspektive im Hinblick auf Ihren weiteren Lebens- und Ausbildungsweg verschaffen.
Nein, nun, da dies in komprimierter Form gesagt ist, möchte ich eigentlich keine weiteren expliziten Worte über die Zeit verlieren, die Sie investieren müssen und wollen, sondern über den Anteil, der Ihnen bleiben kann, wenn Sie wirklich frei sind, frei von Verpflichtungen, denn dieser Zeitanteil wird immer kostbarer – und das nicht oder nicht allein, weil berufliche Verpflichtungen immer mehr davon auffressen.

Anlässlich der diesjährigen Leipziger Buchmesse veröffentlichte der Börsenverein des deutschen Buchhandels nicht nur dramatisch sinkende, sondern inzwischen rasant abstürzende Leserzahlen bei gleichzeitigem Hinweis darauf, dass das Lesen als Freizeitbeschäftigung zwar weiterhin einen hohen theoretischen Stellenwert genieße und der Wunsch, das Buch als eine Oase zu nutzen und wertzuschätzen, ungebrochen und von den Befragten explizit geäußert worden sei. Jedoch werde es inzwischen als nahezu unmöglich erachtet, in die Oase des Lesens zu fliehen – nicht aufgrund immer höherer Arbeitsverdichtung, sondern durch die subjektiv empfundenen Zwänge zur digital organisierten Lebensführung mit ständiger Präsenz in sozialen Netzwerken, ohne die man sich aus dem Leben geworfen fühle.
Dieses bedauernswerte Lebensgefühl hat kürzlich sogar höhere Weihen bekommen, denn eine durchaus an prominenter Stelle im Bereich Digitalisierung politisch tätige Person beantwortete in einem recht ausführlichen, natürlich von Smartphone zu Smartphone geführten Interview die Frage „Wie lange sind Sie online am Tag ?“ so: „Wie oft atme ich am Tag?“2 Stilistisch zeitgeistiger und inhaltlich anmaßender kann diese als coole rhetorische Frage hingepatzte Antwort kaum ausfallen, denn sie setzt die aktive Präsenz im Cyberspace gleich mit der ersten Lebensvoraussetzung, dem Atmen. Wer nicht online ist, ist tot. Allerdings kann man diese cool wirkende Entgegnung auch als ein bitteres Eingeständnis verstehen: „Ich schaffe es in keiner Situation und zu keiner Zeit meines Lebens mehr, mich aus dem Geschrei des Internets und seiner Verzweigungen auszuloggen, so wenig, wie ich aufhören kann zu atmen“ , was sie aber leider nicht war in Betrachtung des Umstandes, dass die Person sich als netztypisch cool, kompetent und auf der Höhe der Zeit darstellen wollte.
Kulturpessimismus sollte trotz der deprimierend dümmlichen Gleichsetzung zwischen Atmung und Log In ein lediglich unmittelbarer erster Reflex bleiben, denn vielleicht käme folgende Antwort auf die zitierte Frage („Wie lange sind Sie online am Tag?“) zwar weniger cool daher, aber inspirierender: „Ich finde in meiner digitalen Beanspruchung auch Off-Line-Inseln. Es ist Übungssache.“ Inspirieren könnte diese Antwort deshalb, weil sie ständige Onlinepräsenz nicht zu einer Überlebensfrage hochjazzt, sondern den Begriff der digitalen Kompetenz um einen entscheidenden und meines Erachtens absolut notwendigen Aspekt erweitert: den der kontrollierten Nutzung, in deren Rahmen immer noch wenigstens zu bestimmten Zeiten ich als Nutzer es bin, der über mein Log In entscheidet.
Und dann gewinne ich Zeit. Und die kann ich je nach Umfang nutzen, von kleinen Inseln, Minuten, hin zu Stunden oder Urlaubstagen des Nichtstuns, des Rückzugs in mich selbst, des freien Spiels der Gedanken, der Begegnung mit Natur und Menschen ohne zwischengeschaltetes Medium - und zur Reise in die Oasen der Kultur – eine davon das Buch, daneben, gleichwertig, die bildende Kunst und die Musik.

Vielleicht gehören Sie zu den Menschen, die der Literaturunterricht in Deutsch und den Fremdsprachen nicht dazu veranlasst hat, sich vom Lesen aus Vergnügen nun ein für allemal ab, sondern sich diesem zuzuwenden, weil man Ihren Blick dafür schärfen konnte, welch zeitlose Wahrheiten über unser Dasein sowohl in vordergründig zeitgebundener als auch in zeitgenössischer Literatur eingewoben sind und welchen Genuss es bereiten kann, diese zu entdecken, zu entschlüsseln und zu einem Teil seiner zu Lebzeiten nicht endenden Entwicklung werden zu lassen. Die Erfahrungen mit meinem Deutschkurs Ihres Jahrgangs machen mir gewisse Hoffnungen.
Andererseits kann es auch eine genussreiche und erholsame Leistung sein, Gedanken, Reflexionen, kleine Kommentare zu seinem Alltag oder zu den Erlebnissen einer Reise schriftlich festzuhalten – handschriftlich - und zum Teilen allenfalls mit jemandem, der Ihnen nahe steht wie niemand sonst. Ersparen Sie sich und der Netzgemeinde einen weiteren peinlichen Blog mit höchst privaten Einsichten oder von Ihrer Reise nach Timbuktu.
Vielleicht gehören Sie zu den Menschen, die in der Lage sind, ein großes Werk der bildenden Kunst oder der Fotografie gleichfalls mit dem Genuss des Entschlüsselns und der persönlichen Sinngebung zu betrachten, seiner Farbkomposition, seinen Linien, seiner Aussagekraft zu folgen, die Kontemplation als eine Oase der Rekreation zu erleben oder die Auseinandersetzung mit dem Werk im lebendigen Austausch mit Anderen zu genießen. Von Angesicht zu Angesicht, nicht von Smartphone zu Smartphone.
Einige von Ihnen sind darüber hinaus in der glücklichen Lage, Gedanken, Gefühlen, Wahrnehmungen zeichnend oder malend Ausdruck und dem erlebten Augenblick auf diese Weise Dauer zu verleihen. Tun Sie das, für sich, lassen Sie das, was Ihnen gegeben ist, nicht verkümmern. Genialität ist dafür keine Voraussetzung und Ihr Skizzenblock ist so verschwiegen, wie Sie das wünschen.

Vielleicht aber gehören Sie zu den Menschen, die ihre Oase in der Musik finden, gleichgültig, ob in einem epochalen Werk der Rockmusik (es gibt derer einige), in einer der zahllosen Verzweigungen des Jazz oder in der unendlichen Vielfalt der klassischen Musik aller Epochen. Und auch hier rede ich nicht allein vom rezeptiven, sondern auch vom kreativen Tun, wobei mit der Rezeption ja immer auch ein kreativer Prozess einhergeht3. Nein, ich gehe auch hier über den Prozess der schöpferischen Rezeption hinaus und rede vom aktiven Musizieren und auch hier ist es gleichgültig, ob Sie sich als Singer/Songwriter versuchen, eine Rockband gründen, die Vielfalt und Komplexität des Jazz für sich entdecken, sich einem kammermusikalischen Ensemble, einem Chor, einer Big Band oder einem Amateurorchester anschließen oder auch mit sich und dem Werk alleine eine Stunde z.B. am Klavier verbringen.
Sollten Sie zu den glücklichen Menschen gehören, die in das aktive Musizieren mit einem Instrument, das Sie lieb gewonnen haben, autodidaktisch oder sogar unter der behutsamen Anleitung einer kompetenten Lehrkraft hineingewachsen sind, so lassen Sie das, was Ihnen damit gegeben ist, nicht verkümmern, auch wenn Sie Ihre Lebensumstände zu vielleicht langen Phasen des Verzichts nötigen. Eine Rückkehr ist immer möglich.
In der kostenlosen Sonntagspostille meines heimatlichen Landkreises Hildesheim gab es vor etlichen Jahren eine Rubrik, in der mehr oder weniger prominenten regionalen Persönlichkeiten standardisierte Interviewfragen vorgelegt wurden, darunter die Frage, was man gerne täte, wenn man mehr Zeit hätte. Zwei Antworten kehrten am Sonntag immer wieder:
1. „Mehr lesen“ (Hatten wir gerade.)
2. „Ein Musikinstrument lernen“.
Wenn sich dieser also offensichtlich sehr verbreitete Wunsch jetzt oder zu späteren Zeiten in Ihnen regen sollte, dann tun Sie das – jetzt oder später, denn es ist nie zu spät anzufangen und der Weg ist bekanntlich das Ziel. Eine halbe Stunde selbstversunkenen Übens mit dem Musikinstrument, das Sie für sich entdeckt haben, ist allemal wertvoller investiert als eine halbe Stunde des ziellosen Umherirrens in den unendlichen Weiten des Cyberspace oder bei Facebook und einem weiteren Katzenvideo oder einem aus dem Ruder gelaufenen Beauty-Video-Blog.
So erschließt sich in diesem Zusammenhang gegenüber der ursprünglichen Aussage des Songtextes über den in Lethargie und Orientierungslosigkeit verpassten Moment ein für unsere Zeiten erweiterter Aspekt: Wirr im Kopf oder ermüdet vom Umherirren im Cyberspace stellt man fest: Wieder eine oder mehr Stunden vertan, wieder das Startsignal für eine Stunde oder mehr versäumt, in der ich mich hätte ausklinken können aus dem Lärm und der Aufgeregtheit der Zeit, um dem nachzugehen, was meinen Geist erfrischt und meiner Seele guttut. Denn nur dadurch kann ich das, was das Leben von mir fordert, meistern und dabei ein glücklicher Mensch bleiben.
Und so ermutige ich Sie: Setzen Sie nicht Online-Zeit gleich Atmen, sondern vergleichen Sie: einen schönen Theaterabend, einen wunderbaren Kinofilm, eine halbe Stunde oder einen halben Ferientag bei einem guten Buch, einer Qualitätszeitung oder -Zeitschrift, einen Konzertbesuch, den Sie nicht smartphonefilmend sondern mit Ihren Sinnen erleben, zwei Stunden in einer Galerie oder eine halbe Stunde täglichen Übens mit dem Musikinstrument, das Sie schon immer gerne spielen wollten, ein Offline-Gespräch mit einem Menschen, den Sie wertschätzen, als religiöser Mensch einen Moment der Spiritualität im Gespräch mit Gott - vergleichen Sie all dies mit: einer weiteren verdaddelten Stunde ziellosen Surfens im Netz, in den Echokammern der Chat Rooms und Foren mit ihren verbalen Zivilisationsbrüchen einer unsäglichen, unreflektierten, unproduktiven Empörungs- und Erniedrigungskultur und ihren narzisstischen Selbstdarstellungen, die die Welt bis vor 10-15 Jahren nicht gebraucht hat und die sie auch heute keineswegs braucht. Vergleichen Sie – immer wieder. Und ersparen Sie sich dadurch das ein oder andere Achtsamkeits- und Schweigeseminar.

In der letzten Strophe des eingangs zitierten Songs ‘Time’ heißt es, durchaus selbstironisch, ‘Hanging on in quiet desperation is the English way’ (Abwarten in stiller Verzweiflung ist die englische Art) – Pink Floyd, von deren Album „The Dark Side Of The Moon“ dieser Song stammt, waren halt eine britische Band. Diese ironische Sentenz lässt sich heutiger netztypischer Aufgeregtheit und stilisierter Empörung gut entgegensetzen und mag für Übergänge und Krisen ein brauchbarer Rat sein, denn daraus kann der Wille zur Reflexion und die Kraft zum Handeln erwachsen, wenn das Abwarten nicht zur Lethargie wird.

Und so wünsche ich Ihnen Zeit und Kraft, sich und Ihr Tun zu reflektieren, Ihnen selbst und den Menschen um sie herum zum Wohlergehen.
Ich wünsche Ihnen helfende und schützende Hände in Zeiten der Prüfung und der Krise.
Ich wünsche Ihnen Kraft, Ihrerseits Ihren Mitmenschen Schutz und Hilfe zu sein.
Ich wünsche Ihnen Offline-Zeit.
Ich wünsche Ihnen ein glückliches Leben.


Christian Stötzer





1 ‘Ticking away the moments that make up your dull day
You fritter and waste the hours in an off-hand way
Kicking around on a piece of ground in your home town
Waiting for someone or something to show you the way

Tired of lying in the sunshine staying home to watch the rain
You are young and life is long and there is time to kill today
And then one day you find ten years have got behind you
No one told you when to run, you missed the starting gun’

2 Dorothee Bär, Digital-Staatsministerin im Interview mit Rasmus Buchsteiner, Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 08. 03. 2018, S. 3

3 (im Sinne von Sartre: „Lesen ist gelenktes Schaffen“)